Am höchsten bewertete kritische Rezension
3,0 von 5 SternenFür die kleinen Ansprüche
Rezension aus Deutschland vom 5. Januar 2015
Da ich bald GTA: Online mit einem Freund auf dem PC spielen will, musste ein vernünftiges Headset her. Weil ich auf den 5.1 Sound meiner Anlage (Yamaha Receiver, Canton Lautsprecher) stehe, wollte ich genau diesen Surroundsound auch auf den Ohren haben. Aufgrund der enormen Popularität des Medusa NX musste ich dieses mit meinen eigenen Ohren testen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass meine Ansprüche doch zu hoch für dieses Headset sind.
Lieferumfang:
Im recht hübsch anzusehenen Karton schlummert neben dem Kopfhörer auch eine runde Kunststofftasche, um das Headset zu verstauen. Die Klinkenstecker sind mit Abdeckungen versehen. Ansonsten findet sich neben einer Kurzanleitung nichts im Karton. Mehr wird auch nicht benötigt.
Ersteindruck & Verarbeitung:
Wenn man eher leichte Kopfhörer gewöhnt ist (Koss Porta Pro), dann fällt zuallererst das Gewicht auf. Zwar gehört das Medusa NX mit seinen 340 Gramm zu den leichtesten 5.1 Headsets, wirklich leicht ist das für meine Begriffe aber trotzdem nicht. Aber logisch, schließlich müssen die verbauten 8 Lautsprecher auch irgendwo untergebracht werden. Ansonsten war ich mit der Verarbeitung zufrieden. Die Ohrpolster mit ihrer veloursartigen Textur sind zwar nicht unbedingt mein Ding, aber das ist Geschmackssache. Die Ohrmuscheln umschließen die Ohren übrigens. Verarbeitungsfehler oder sonstige Makel konnte ich keine entdecken.
Medusa NX im Einsatz:
Angeschlossen habe ich das ganze an die Soundblaster VX mit den 4 Klinkensteckern. Das USB-Kabel dient nur zur Stromversorgung, es werden also keine weiteren Treiber benötigt. Das Gewicht des Headsets machte sich für mich nach dem aufsetzen sofort bemerkbar, nicht megastörend, aber auch nicht angenehm. Vom Gewicht abgesehen saß aber alles bequem. Auch nach mehreren Stunden hat das Headset nicht gedrückt, nur das Gewicht störte eben. Am Ende zählt aber sowieso der Klang. Und wie ist der? Für mich leider ernüchternd. Ich hatte mich von den unzähligen positiven Stimmen der vergangenen Modelle täuschen lassen. Sicherlich mag der Sound für junge, unerfahrene Ohren toll sein, gerade, wenn die Brieftasche schmal ist, aber wer etwas mehr erwartet, der wird hier nicht zufrieden werden.
Klangtechnisch ist das ganze einfach nicht gut. Höhen und Mitten sind matschig und detailarm. Gerade im Hochtonbereich fehlen wichtige Akzente. Der Sound wirkt flach, leblos und künstlich. Der kleine Frequenzbereich von 20hz bis 20000hz trägt da seinen Teil zu bei. Der hochgelobte Bass wummert einfach nur vor sich hin, besonders bei höheren Lautstärken kommt da nur noch ein brummender Brei rüber. Kein Wunder, denn die Vibrationsfunktion des Headsets spielt einem einfach nur die Illusion eines Subwoofers vor. Wer schon mal richtigen Bass gehört hat, der wird entsetzt sein. Guter Bass zeichnet sich nicht durch Vibration oder Lautstärke aus. Das müssen einige anscheinend noch lernen. Zumal diese Vibrationsfunktion bei einigen Spielen partout nicht funktionieren wollte. So fehlte mir in bestimmten Abschnitten von "FarCry 4" oder "Max Payne 3" der nötige Bumms. Auch mit Treibereinstellungen und EQ-Einstellungen war dem nicht beizukommen. Na gut, vielleicht liegt es ja auch an meiner Soundkarte? Auf die Onboardsoundkarte gewechselt, blieb das Klangbild identisch. Vom Soundchip der GTX 970 über HDMI zum Yamaha RX 375 durchgeschliffen und immer noch kein guter Ton. In Stereo sowieso nicht, dafür sind die verbauten Treiber viel zu kümmerlich. Es mussten ja schließlich unbedingt acht Stück auf so kleinem Raum verbaut werden.
Das Headset war weder im Spielbetrieb, noch mit Musik überzeugend. Das 5.1 Feature verrichtete seine Sache aber recht gut. Die Ortung in Spielen war auf jeden Fall möglich, wenn auch nicht ansatzweise so überzeugend, wie mit einem echten, hochwertigen 5.1 System. Trotzdem, für knapp 30 Euro (war bei Amazon im Angebot) ist das schon okay. Die Kabelfernbedienung ist zwar per se eine tolle Sache, allerdings sind die Lautstärkeregler so winzig nummeriert, dass man diese absolut nicht im abgedunkelten Raum erkennen kann. Ansonsten muss ich noch die enorme Lautstärke des Headsets erwähnen. Wenn man alle Regler auf 5 stellt, braucht man unter Windows nicht weiter als 25 Prozent der Lautstärke gehen, außer, man will sein Hörvermögen schnell los werden. Bei der Lautstärke wurde völlig übertrieben. Aber klar, junge Leute mögen es schön laut und an deren Portemonnaie will man mit diesem Headset auch in erster Linie heran.
Zum Mikro:
Die Mikrofonqualität ist auf jeden Fall in Ordnung. Störgeräusche sind keine wahrzunehmen. Die Stimme ist klar und deutlich zu erkennen, nur eben nicht super hochauflösend anzuhören. Im Vergleich zu früheren Medusa Headsets lässt sich das Mikro nicht mehr direkt vor den Mund führen, weil der Mikrofonsteg verkürzt wurde. So ruht das Mikro angewinkelt neben dem Mund. Positiver Nebeneffekt: Atemgeräusche werden so reduziert.
Fazit:
Wer keine Erfahrung und/oder große Erwartungen hat und auf sein Budget achten muss, der kann sich das Medusa NX mal anhören. Der 5.1 Effekt ist nett, die Mikrofonqualität ebenso. Für audiophile Ohren allerdings ist das Ganze ein Graus. Ich empfehle lieber einen hochwertigen Stereo-Kopfhörer, bei Bedarf Virtual Surround/Dolby Headphone über den Audiotreiber und ein Ansteckmikrofon. Damit fährt man in diesem Fall besser und vielleicht auch billiger. Demnächst teste ich das QPad QH-90, was eher in die Richtung High-End-Headset gehen dürfte. Sollte auch das nicht gefallen, bin ich mit dem Thema Gaming-Headsets durch.