Rezension aus Deutschland vom 11. August 2013
∎∎∎ Zusammenfassung ∎ Der Toshiba 39L4363DG ist ein hervorragendes Gerät für seine Preisklasse mit Schwächen bei der Inbetriebnahme, besonders bei der Sendersortierung. Technisch ungeübte oder Ungeduldige können da durchaus aufgeben → Retoure?! Wer aber Zeit und Experimentierfreude mitbringt, wird mit einem hervorragenden Full-HD-Bild belohnt. Minus: Kein Netzschalter. Insgesamt sehr gutes Preisleistungsverhältnis!
∎∎∎ Zeitpunkt dieser Rezension ∎ Einen Tag nach Lieferung und Inbetriebnahme.
∎∎∎ Bearbeitungslog ∎
— 11.08.2013: erste Version
∎∎∎ Vorab ∎ Ich habe hier vier Seiten vollgeschrieben und hoffe, euch nicht zu langweilen. Über kritische Kommentare und Fragen würde ich mich sehr freuen, da ich wenig rezensiere. Danke ;-)
∎∎∎ Beweggründe und Äußerlichkeiten ∎ Anlaß, diesen Fernseher zu kaufen, war die Absicht, das altgediente Zweitgerät (LG, Bj 2001, 72 cm, Röhre, "Made in Europe") im Elternhaus in Rente zu schicken.
Ich stellte folgende Anforderungen: Mindestens 2 HDMI-Anschlüsse, DVB-S2 integriert, Scart- und Komponenten-Eingang, kein 3D, stromsparend, ca. 40 Zoll, übersichtliche Fernbedienung, möglichst mattes Gehäuse-Finish statt Hochglanz-Fingerabdruck-Kollektor, VESA-Bohrungen, Markengerät, und vor allem _günstig_.
Amazon hatte diesen TV Anfang August für € 449 im Angebot, bei einem noch günstigeren Amazon-Warehouse-Angebot schlug ich dann zu, denn der Neupreis war gerade um mehr als 50 € geklettert. Per Prime war der Toshiba am nächsten Morgen da, und bis auf ein gebrochenes Styropor-Element im wiederverschlossenen Karton ließ nichts den Rückschluß darauf zu, daß es sich um evtl. retournierte oder B-Ware handelt. Insofern hat sich das Risiko gelohnt ;-)
Bei meinen folgenden Lobgesängen muß man immer den Preis im Blick halten. 'You get what you pay for'. Das gilt für ziemlich alles, was man kaufen kann, vom Fleisch über Klamotten bis zum Auto.
Zu meiner Überraschung ist das Gerät sehr gut verarbeitet. Laut Datenblatt bringt das TV ohne Fuß 7 kg auf die Waage — bei dem Federgewicht hat man schon S****, beim Auspacken und Aufstellen beherzt zuzulangen. Der Standfuß ist zweckmäßig und paßt zum minimalistischen Design des Fernsehers, der sich darauf nicht drehen läßt. Vier Schrauben für die Befestigung am Gehäuse liegen bei, eine fünfte soll das Verschrauben des Fußes an einer Tischplatte ermöglichen. Damit warte ich noch bis nach Ablauf der monatslangen Rückgabefrist, falls sich doch ein negativer Dauerzustand einstellen sollte. Wenn kleine Kinder oder Haustiere herumtollen, ist dieser Kippschutz natürlich Pflicht!
Laut Typenschild fertigt Toshiba in Polen. Sehr schön, denn ich befürchtete schon, das nächste Made in <fernöstliches_Schwellenland>-Teil käme ins Haus. Die Verarbeitung ist tadellos. Nichts ist verkantet oder uneben. Man kann in dieser Preisklasse keine hochwertigen Knöpfe am seitlichen Panel erwarten; sie sind etwas wackelig. Achtung: Es gibt keinen Netzschalter für die Trennung vom Stromnetz, sondern nur Standby/Ein. Abhilfe schaffte jedoch eine Steckerleiste mit Schalter.
Während der schmale Rahmen matt ist, ist das Panel leicht glänzend. Allerdings konnte ich bei eingeschalteter Deckenbeleuchtung wie bei Tageslichteinfall durchs Fenster keine Reflexionen von Lichtquellen ausmachen. Der Fernseher steht aber vom Fenster weg in einer Ecke; dieser Eindruck kann anderswo abweichen.
Die ringförmige LED am Gehäuse unten rechts leuchtet je nach Ein-/Standby-Zustand grün oder rot. Dabei ist sie sehr dezent, sodaß man beim Fernsehen wortwörtlich nicht behelligt wird.
∎∎∎ Fernbedienung ∎ Zwei AAA-Batterien für die Fernbedienung CT-90429 lagen bei. Diese liegt gut in der Hand, der Batterieschacht befindet sich am unteren Ende. Aufrecht stehen kann sie wegen der stark abgerundeten Unterseite nicht. Die Haptik der Tasten ist angenehm, der Druckpunkt gut. Toshiba nutzte für die Beschriftung den verfügbaren Platz bestmöglich aus. Schwere Bedenken über die nichtvorhandenen Lücken am Steuerkreuz zerstreuten sich rasch, denn die Ertastbarkeit der einzelnen Richtungstasten ist gut, aber blind langt man manchmal eben doch daneben. Das ist jedoch nur eine Frage der Gewohnheit. Einen Pluspunkt gibt’s für die klare Gliederung.
∎∎∎ Inbetriebnahme und Sendersuche ∎ Man erhält hier HD-fähige DVB-T+C+S- und Analog-Tuner in einem Gerät. Analogfernsehen ist in der BRD zwar sendetechnisch abgeschaltet, aber es ist schön, daß Toshiba die Technik nicht begräbt, nur weil sie angeblich nicht mehr gebraucht wird. Der Analog-Tuner beherrscht zudem nicht nur PAL und SECAM, sondern auch natives NTSC. Dies dürfte den Fernseher von der Wettbewerbsmasse abheben, die NTSC nur über den Videoeingang kann. Hier hat ein Hersteller begriffen, daß man nicht allen alten "Ballast" abwerfen soll, nur weil er nicht mehr tagesaktuell ist. Es dürfte noch die eine oder andere Spezialsituation geben, wo Analog-TV noch gebraucht wird, und es ist beruhigend, es für den Fall der Fälle am Start zu haben.
Der Installationsassistent wirkte zunächst übersichtlich und einladend. Die gut lesbare Schriftart könnte größer gesetzt sein, damit man auch aus größerer Distanz nicht zweimal nachschauen muß. Das gilt auch für den Programmführer ("Guide"). Die Sendersuche erwies sich als quälend, da wir hier ein DiseqC-System mit Hotbird 13,0° Ost und Astra 19,2° Ost haben. Man kann nicht einfach so die Einstellungen für den DVB-S-Empfang anpassen. Dies geht nur, wenn man den kompletten Prozeß der Sendersuche durchläuft:
1.) Schraubschlüssel-Taste drücken fürs Hauptmenü → Installation → Kanalabstimmung → Satelitten-Einstellungen. Bei "Umschalttyp" hat man die Wahl zwischen DiSEqC 2- und 4-wege, Einkabel (Unicable) und Toneburst. Das Auswählen einer anderen Option führt dazu, daß alle Einstellungen (auch die Sender) gelöscht werden, wenn man fortfährt.
2.) Die Sendersuche läuft auf selber Ebene über den Menüpunkt "Antenne/Kabel/Satellit". Nun kommt der Hinweis, daß alle Sender gelöscht werden könnten. Und sie werden gelöscht, wenn man fortfährt!
Hier ist also Zeit und Geduld gefragt, denn bei mir haute es beim ersten Mal nicht sofort hin, und die Sendersuche braucht ihre Zeit. Nun gut, wenn man eine einfache Konstellation mit nur einem LNB hat, kann da nicht viel schiefgehen.
Die Sender haben eine durchwachsene Vorsortierung, ARD und ZDF auf 1 und 2. Eine Anpassung an den eigenen Gusto werden die meisten vornehmen wollen. Und selbst Hand anlegen ist mühsam: Man muß im Installationsmenü (DTV-Einstellungen, Kanäle) den Sender auswählen, anhaken und ablegen. Eigentlich ganz einfach, aber der gerade verschobene Sender behält seine alte Nummer. Dafür gibt’s die Option "Umnumerieren". Das ginge etwas einfacher, wenn man nicht ständig auf die letzte "Reihennummer" in der Kanalliste zurückgeworfen würde und sich in der Konsequenz verirrt. Also muß man nach jedem Bearbeitungsgang wieder an die alte Position zurückscrollen. Zeitaufwendig und nervtötend! Hier hätte sich Toshiba was Einfacheres überlegen können — mir ist aber noch kein Gerät untergekommen, wo dieser Job wirklich einfach von der Hand geht. Die Toshiba-eigene Differenzierung zwischen Sendernummer und Listenposition ist überflüssig und unlogisch. Das Szenario, eine Sendernummer einzugeben, die von der Listenposition ("Reihennummer") abweicht, dürfte eher was für Labyrinthliebhaber oder Scherzbolde sein.
Theoretisch kann man sich das eben beschriebene Fernbedienungs- und Menügemetzel sparen, indem man die Sender bequem am PC sortiert. Theoretisch. Es gibt dafür ein kostenloses Tool:
[da Amazon Links killt, sucht bitte im Internet nach: setedit ToshibaEdit_de]
…aber mit dieser Toshiba-Reihe L4 kommt es (noch?) nicht klar. Falls doch, wären die Schritte so: USB-Stick (FAT32-formatiert) ins TV, Stummschalttaste auf der Fernbedienung drücken, loslassen, erneut drücken und gedrückt halten, währenddessen am TV den Lautstärke-herunter-Knopf drücken, loslassen. Wenige Sekunden später erscheint ein Menü "Hotel Clone": USB→TV oder TV→USB. Letzteres kopiert __alle__ TV-Einstellungen auf den Stick, inkl. Senderliste und Netzwerkkonfiguration. Datenschutzwarnung: Eingegebenes WLAN-Paßwort wird im Klartext gespeichert.
Liest man die erzeugten Dateien dann am PC ein, könnte man die Senderliste bequem per Maus bearbeiten und wieder aufs TV zurückspielen. Doch wie bereits gesagt, die vorliegende Version 1.01 von Toshiba-Edit mit Stand vom 25.09.2012 kommt mit dem vermutlich überarbeiteten Datenformat nicht mehr zurecht und zeigt nur Zeichensalat. Ich ließ dann von diesem Vorhaben ab und schlug die Zeit enttäuscht mit dem manuellen Sortieren per Fernbedienung tot.
∎∎∎ Alltagsbedienung, Umschaltzeit ∎ Die Bedienung im Alltagsgebrauch ist einfach, alleine die Reaktionszeit des TVs auf Befehle von der Fernbedienung ist manchmal etwas träge. Die Verzögerung ist jedoch nie größer als 1 Sekunde und deshalb nicht wirklich nervig. Wie bereits oben gesagt: Man muß die Preisklasse im Blick behalten, und ich gehe deshalb davon aus, daß Toshiba nicht die leistungsstärkste CPU verbaut hat. Die Umschaltzeit ist schneller als 2 Sekunden, sowohl über DVB-T und S/S2. DVB-C und Analog-TV konnte ich nicht testen.
Es gibt für jeden Tunertyp eine eigene Senderliste, die man über ein Untermenü anwählen muß, das man über die "TV"-Taste auf der Fernbedienung oben rechts erreicht. Das Mischen von DVB-T und DVB-S-Sendern in einer Liste ist so leider nicht möglich. "Favoriten" oder ähnliches konnte ich nicht finden. Auf der Fernbedienung gibt es noch eine spezielle Zap-Taste (verschlungene Pfeile direkt unter der 9-Taste), mit der man zwischen zwei zuletzt gewählten Sendern schnell hin- und herschalten kann.
Der Zugriff auf die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender ist hervorragend. Der Fernseher hängt über WLAN an einer ADSL-Leitung mit praktisch 4 Mbit/s im Downstream. Bildqualität und Wiedergabestabilität sind hervorragend, vereinzelte Aussetzer bzw. Hänger schiebe ich auf die miserable Internet-Anbindung unserer Straße; man kennt sie auch aus Youtube am PC.
Videotext gibt’s auch, die Ladezeit ist flott. Die klassische Videotext-Schriftart ist etwas eigen, nicht so pixelorientiert wie urdeutsche Geräte seinerzeit, aber dennoch gut lesbar. Beim hbbTV-Videotext (falls diese Bezeichnung zutrifft, bspw. bei ARD HD) bekommt man zusätzliche Navigationshilfen und weitere sinnvolle Extras.
Das Toshiba-Cloud-Gedöns sowie die Aufnahmefunktion über USB habe ich nicht getestet, allerdings läßt das Menü vermuten, daß auch zeitgesteuerte Aufnahmen möglich sein sollen.
∎∎∎ Ton ∎ Bauartbedingt erwarte ich hier absolut nichts. Das Gehäusevolumen ist zu gering, um wahrnehmbare Bässe zu erzeugen. Sprache ist dennoch klar, für Nachrichtensendungen reicht es. Für mich spielt das keine Rolle, da der optische Digitalausgang zur Stereoanlage geht. Während der Digitalausgang aktiv ist, kann man trotzdem am TV die Lautstärke regeln – aber nur für die TV-eigenen Boxen. Eine Sperroption im Tonmenü wäre hier wünschenswert gewesen. Für die Gesamtwertung ist das jedoch eine vernachlässigbare Marginalie.
∎∎∎ Bild ∎ Das Bild ist toll, wenn man seine Einstellungen gefunden hat. Ich teile euch meine mit:
- Bildmodus: Standard
- Panelhelligkeit: 60
- Kontrast: 100
- Helligkeit: -16, da sonst zu helles Schwarz
- Farbe [Sättigung]: 8, da sonst zu blaß
- Farbton [Rotgrün-Balance]: 5, da sonst zu rosa-stichtig
- Schärfe: -5
- Erweitert > ColorMaster: aus
- Erweitert > Farbtemperatur: normal
- Automatischer Helligkeitssensor: Aus
- Dynamische Hintergrundbeleuchtung: Aus
- Schwarz/Weiß-Level: hoch
- Experteneinstellungen: nicht angerührt.
Die dynamische Hintergrundbeleuchtung habe ich deaktiviert, da es sonst bei Szenenwechseln zu wahrnehmbaren Pumpeffekten kommt. Dies hat den Nachteil, daß der Energiespareffekt dahin sein kann. Egal, der Fernseher läuft hier nicht den ganzen Tag. Ebenfalls abgeschaltet habe ich den Automatischen Helligkeitssensor, da ich die Wirkung nicht ganz nachvollziehen konnte. Über die Experteneinstellungen läßt sich ein Testbild einschalten. Das Schwarz ist recht tief (nur Röhren- und Plasmaschirme bieten mehr), Weiß ist rein und frei von Schatten, jeder Balken des Graukeils ist unterscheidbar. Und das ist die Hauptaufgabe eines Fernsehers: Ein hervorragendes Bild liefern. Das tut er, wie bei IPS praktisch unabhängig vom Betrachtungswinkel. Volle fünf Sterne.
Wie jedes Full-HD-Panel verzeiht auch der Toshiba keine Bildfehler. Salopp: Kacke rein, Kacke raus. Fehler sind da nicht am Fernseher oder den Einstellungen zu suchen, sondern an der Quelle. Da ich kein Bock auf Extraausgaben für das "HD+" der Privaten habe, bin ich hier auf SD-Qualität angewiesen. Diese kann man auch länger ansehen, ohne Kopfweh zu kriegen.
In HD produzierte Filme und Dokus auf den HD-Sendern der Öffentlich-Rechtlichen sind ein absoluter Hochgenuß, ebenso die 1080p-Wiedergabe vom PC über HDMI. Apropos Dokus: Hier sieht man das Filmkorn bei 8- oder 16-mm-Aufnahmen. Beim Fußball über ARD und ZDF HD gibt’s keinerlei Ruckeln oder Nachzieheffekte, Zeitlupen sind superflüssig. Absolute Spitze! :-)
∎∎∎ Fazit ∎ Ich und meine Eltern sind sehr zufrieden. Die Bedienung im Alltag ist einfach. Die Installation und Sortierung der Sender gestaltete sich schwierig. Dies kommt jedoch höchstselten vor (und genießt für mich in dieser Preisklasse keinen Wertungseinfluß). Wie es sich mit neuen oder geänderten Sendern verhält, kann ich mangels Erfahrung noch nicht sagen. Hätte der Fernseher ein Tausender gekostet, hätte ich hier mindestens einen Stern abgezogen. Angesichts des unschlagbaren Preises von unter 500 €, der trotz Leichtbauweise soliden Verarbeitung, des minimalistischen Designs, des gelieferten Feature-Sets mit vielen Anschluß- und Einstellungsmöglichkeiten sowie der hervorragenden Bildqualität vergebe ich alle fünf Sterne.