WD TV Live – Streaming Client in neuer Fassung


Eigentlich per Zufall bin ich über den Nachfolger der WDTV bzw. WD TV Live (den ich selbst nicht besitze) gestoßen: Den WD TV Live… Ja, richtig gelesen, er unterscheidet sich nicht im Namen, was ich recht problematisch finde. Keine Nennung von „2nd-Edition“ oder „Live 2“ o.ä. Aber es gibt wirklich gute, neue Features!

Der Einstieg

Warum sind die Kisten so beliebt? Ich glaube, aus dem gleichen Grund, warum ich mir das Teil 2009 geholt habe: Man kann einfach alles damit abspielen, bei mir zumindest vorangig Video-Dateien. Als großer Fan von GameTrailers oder OTR war ich lange auf der Suche nach einem passenden Geräte. Mittlerweile stehen zwei davon zu hause rum, einmal der alte WDTV und einmal der Fantec FHDL. Beide Geräte verrichten hervorragend ihre Arbeit und letzterer besitzt sogar eine WLAN-Anbindung. So weit, so gut, da ich aber noch XBMC von der alten Xbox (meinem WDTV-Vorgänger 😉 ) kannte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich was Neues brauche.

Ja natürlich gibt es aufwändige Lösungen, man kann seinen Laptop/Notebook umfunktionieren (wenn vorhanden, die günstigste Lösung), einen HTPC einrichten oder (teure) Media Player kaufen, aber irgendwie wars mir das bisher nicht wert. Der WDTV und der FHDL verrichten weiter ihre Arbeit, haben ein paar Unzulänglichkeiten (WDTV kein LAN/WLAN, wobei man dies per Firmware „nachrüsten“ kann, siehe WDLXTV; mein FHDL der 1. Generation kann kein DTS durchschleifen und das WLAN ist nicht unbedingt sonderlich schnell), sind aber trotzdem regelmäßig im Betrieb. Was hat es jetzt mit dem „neuen“ WD TV Live, ich nenne ihn jetzt mal „WDTV Live 2“ auf sich? Das Design hat sich nicht großartig geändert:

Auffällig: Es gibt nun einen Front-USB-Anschluss, der an der linken Seite statt wurde gekappt. Die Fernbedienung scheint auch größer ausgefallen zu sein, aber sonst bleiben die kompakten Maße wie eh und je. Aber im Innern schlummern neue Fähigkeiten!

  • DNLA-Support
  • WLAN Draft-n (IEEE 802.11n) intern (neben Gigabit-LAN!)

Es gibt ein neues Interface, welches dem des WD TV Live Hub entspricht. Hinzu kommen Internet-Anwendungen, eine Liste gibt es hier. ARD und ZDF Mediathek könnten übrigens folgen, mehr dazu hier. Aber ich denke nicht, dass der Support kommen wird.

Sebstverständlich werden wieder einmal alle möglichen Formate der Vorgänger unterstützt (eine geniale Grafik von Legitreviews gibt es hier). Hauptverantwortlich für die Leistung ist, mal wieder, eine  Sigma Design-Prozessor, der SMP8670 mit 512 MByte DDR2 SDRAM ausgestattet (zum Vergleich: WDTV 8635, wird nicht mehr gelistet, WDTV Live 8655).

Was kann der Sigma 8670 nun gegenüber dem 8655 im „ersten Live“? Der 8670er hat ein wenig mehr Leistung (ähnlich dem SMP8652) und besitzt ein paar erweiterte 3D-Funktionen (wobei diese wohl nur von entsprechenden Blu-Ray-Playern genutzt werden). Gute Infos zum Innenleben des „alten Lives“ gibt hier.

Grundsätzlich kann man aber sagen, der neue Player unterscheidet sich nicht großartig vom „ersten Live“, wenn man sich rein die Leistung anschaut. Aber er besitzt nun mal ein integrierter WLAN und DNLA-Support, was auf alle Fälle eine tolle Sache ist. Der Preis liegt derzeit bei 98 Euro (noch nicht lieferbar), d.h. etwa 30 Euro über dem Live.

Und es wird von einem erweiterten Modus für „fortgeschrittene Nutzer“ gesprochen:

  • Einstellung der Audio-Lippensynchronisation passend zum laufenden Video
  • Einstellung von Farbe, Position und Timing von Untertiteln
  • Kennwort-geschützte Jugendschutzfunktion für bestimmte Online-Dienste

WDTV Live und XBMC?

Doch ist nun XBMC grundsätzlich möglich? Sigma hatte ja im Januar 2011 noch eine Pressemeldung (PDF) zu dem Thema herausgebracht. Darin stand:

[Sigma] announced that it has upgraded the customer’s front of screen experience with its new SoCs: the SMP8910 and the SMP8670 Secure Media Processors […]. The company also announced support for four exciting new TV development environments: […] and XBMC (XBMC Media Center).

Jetzt stimmt immerhin mal der Prozessor (8670), wobei die Sache laut XBMC.org noch nicht ganz so klar scheint: Playback lief noch nicht richtig („GUI is choppy and playback is still not working“) und das Projekt wird noch einiges an Zeit verschlingen. Aus diesem Grund bezweifle ich, dass es schon mit dem „WD TV Live 2“ der Fall sein wird; sonst hätte man das Feature sicherlich besser beworben.

Aber leider wurde der Community-Request abgelehnt:

The hardware platform cannot support XBMC.

Damit sollte klar sein: XBMC ist erst mit einer neuen Hardware (sinnvoll) möglich.

Der Test

Nach längerer Nutzung kann ich nur sagen: Der Player taugt was! WLAN-Streaming geht leider nur bis 720p. Platte wird also im Samba-Share als Netzwerkfestplatte gezeigt, darauf kann man dann von jedem PC/Laptop aus zugreifen. Mehr als 1,5MB/s bekomme ich aber nicht hin. Ansonsten sieht das Menü und die Benutzerführung natürlich hübsch aus, es dauert nur lange, bis man auf Dateien zugreifen kann und die Medienbibliothek bringt einen manchmal zur Weisglut.

Ansonsten sind die Funktionen hervorragend: Kopiern, ausschneiden, Infos aus dem Netz: All das geht einwandfrei. Schaut mal bei techfokus vorbei, da gibt es ein wunderbares Einführungsvideo:

Das Web-Interface ist übrigens Murks: RSS-Feeds einbinden eine Katastrophe und wohl ein bekanntes Problem. Ansonsten lohnt sich ein Blick ins offizielle WDTV-Forum. Die Web-Features lohnen sich kaum, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. YouTube funktioniert jedenfalls ohne Probleme. Für die ganzen Webfeatures empfehle ich aber dringend eine Tastatur, sonst macht die Eingabe keinen Spaß. USB-Tastaturen funktionieren (verwende z.B. eine 10 Jahre alte Mini-Tastatur), sowie die meisten Funk-Tastaturen. Mit Bluetooth-Dongle scheint es wohl auch zu gehen, da sollte man sich aber mal reinlesen.

Die Community hat natürlich einige Wünsche. Ich liste hier mal ein paar interessante Vorschläge auf, es gibt natürlich noch wesentlich mehr.

  • Menü-Support für DVD/BR-Images: BR ist nicht möglich, bei DVD würde es gehen, aber scheint derzeit nicht umsetzbar zu sein.
  • Bessere Navigation in Dateien (vorspulen/rückspulen,…): Wird geprüft. Wird wohl auf das Feature „Springe zu Zeitmarke XY“ hinauslaufen, naja…
  • Ein offene Schnittstelle für (Community)-Plug-Ins: IMO ein Killer-Feature, denn dann könnte die Community selbst Hand anlegen und es besser machen, als was offiziell möglich ist. Wird derzeit geprüft, glaube aber nicht, dass es kommt. Und da muss ich mal wieder auf XBMC verweisen: Warum nicht die Hardware mit einer Grundfirmware stellen und auf den Community-Support bauen? Klappt so hervorragend bei DD-WRT, OpenWRT oder Rockbox! Und XBMC ist doch prädestiniert als Firmware für Sigma-Chips, aber derzeit sieht es nicht mehr so rosig aus. 😦
  • IMDB Informationen: Wird es nicht geben. Schnittstelle kostet wohl Geld…

Das war es auch schon, was mich so interessiert hat. Leider gibt es keine Custom-Firmware mehr wie WDLXTV. Es gibt eine französische Seite, die sich mit dem Thema beschäftigen, aber ob das was bei rauskommen wird, kann ich nicht sagen. WDLXTVs größter Vorteil war die Anbidung ans WLAN mit Sticks, auch die externe Laufwerksunterstützung (z.B. von DVDs) war interessant. Schön ist zumindest, dass sich neue Firwareupdates ankündigen und direkt online runtergeladen werden können. Das ersparte das Zwischenschalten eines USB-Sticks und ist recht komfortabel gelöst, da man auch die „Release Notes“ einsehen kann.

Wer übrigens 3D Filme in Full HD sehen möchte, den muss ich enttäuschen. Das geht nur mit stärkeren Chipsätzen wie z.B. dem Realtek 1186 Chipsatz. Und die Zukunft geht wohl auch mehr in den Apps-Bereich und bedient sich bei Android. Wie z.B. der HiMedia 900 und Android-Dualboot.

Und generell sollte man immer im Hinterkopf behalten: Für die Zukunft gerüstet ist man mit keinem Mediaplayer! Allerdings muss ich auch sagen: Selbst der betagte WDTV, welcher mittlerweile 3 Jahre auf dem Buckel hat, reicht noch locker aus: Er spielt 1080p problemlos, kommt mit unzähligen Formaten zu recht und wer auf schicke Menüs, WLAN oder Webanwendungen verzichten kann, braucht sich erst einmal nicht weiter umschauen. Da würde ich einfach weiter warten, siehe mein Fazit.

Fazit und Ausblick

Wir sind noch weit davon entfernt, einen HTPC in Form eines Media-Players wie den WDTV zu sehen. Und so lange es keinen nativen XBMC-nativen Player geben wird, wird dies auch erstmal so bleiben. Das ist nicht weiter dramatisch, denn bis jetzt haben der alte WDTV, der FHDL und nun der WDTV Live ihren Dienst gut verrichtet.

Für alle Fragen zu zukünftigen Firmwares des WDTV Live: Am besten einfach hier mal reinschauen: WD Product Update. Die zukünftigen Firmwares werden sicherlich für weiteren Diskussionsstoff in der Community sorgen.

Aber da wird es in Zukunft sicherlich noch einen größeren Bedarf geben, denn:

  1. wird es in Zukunft noch mehr digitale Kopien geben, siehe DVD/BR-Digital-Copy. Was nun fehlt, wäre eine Support für DRM-Material. Mehr zu dem Thema hier.
  2. Man sammelt über die Jahre TV-Aufnahmen, Video-Beiträge aus dem Internet, Filme, YouTube-Videos etc. Das wird weiter wachsen, die Anforderungen steigen damit.
  3. Reizwort „Apps“. Auch sie werden im Wohnzimmer in Zukunft eine größere Rolle spielen. Android-Media-Player werden in Zukunft in der Popularität steigen.

Die Probleme bleiben gleich bzw. werden noch verschärft: Die Software als eierlegende Wollmilchsau stößt irgendwann an ihre Grenzen. Die User wollen zwar immer mehr Features, allerdings bleiben die Ansprüche an die Kernfunktionalitäten (Abspielen von Dateien, Navigation, Verwaltung bestehender Medienbibliotheken) sehr, sehr hoch. Hier können die Android-Plattformen noch nicht überzeugen und auch mobile Lösungen wie Netzwerkstreaming via Handy (z.B. AirPlay, DLNA oder Cloud basierte Mediaserver) stecken noch in den Kinderschuhen. Ein HTPC bleibt immer noch die flexiblere Lösung. Wichtig bleibt nur die Frage, was man will.

Ein lokaler Player, der im Zentrum des Wohnzimmers steht und über das Internet Zusatzinhalte bereitstellt, ist für meine Zwecke immer noch die bessere Lösung. Ich bin mal gespannt, wie sich so Sachen wie der Zotac ZBOX nano entwickeln, denn das wäre eigentlich die beste Lösung für einen Media Player:

  • XBMC, Geexbox und OpenELEC-Support
  • Starke Hardware
  • beliebig erweiterbar
  • zukunftssicherer als ein Media Player mit einer geschlossenen Firmware

Allerdings muss hier auch wieder mit störenden Lüftern und einer generell teureren Hardware gerechnet werden.

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