Bundesweit werden 30 Geschäfte aufgegeben. 100 Mitarbeiter in Zentrale müssen gehen. Ziel ist es, so den Weg zurück in die Gewinnzone zu ebnen.

Hamburg. Die Hamburger Schuhhandelskette Görtz steht vor harten Einschnitten. Nachdem 2011 erstmals ein Verlust eingefahren wurde, will das 1875 gegründete Unternehmen nun in der Zentrale in der Spitalerstraße bis zu 40 Prozent der insgesamt 250 Stellen streichen. Ziel ist es, so den Weg zurück in die Gewinnzone zu ebnen.

Von den bevorstehenden Entlassungen erfuhren die Mitarbeiter nach Informationen des Abendblatts gestern bei einer Betriebsversammlung im Passage-Kino. Für die bis zu 100 betroffenen Beschäftigten will die Görtz-Geschäftsführung mit dem Betriebsrat in Verhandlungen über einen Sozialplan mit Interessenausgleich treten.

Zudem werden von den insgesamt 260 Filialen in Deutschland 30 kleinere und unrentable Geschäfte geschlossen. In Hamburg sind es sechs, unter anderem die Filialen in Billstedt und Görtz 17 am Eppendorfer Baum.

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In den vergangenen Jahren hatten die Unternehmensinhaber Ludwig und Friedrich Görtz die Familienfirma ausgebaut und die Mitarbeiterzahl bei fortwährendem Wachstum auf mehr als 4000 erhöht. Anders als in der Zentrale will Görtz Mitarbeiter, deren Filiale geschlossen wird, nicht entlassen, sondern an anderen Standorten unterbringen.

Insgesamt soll sich das von den Geschäftsführern Thorsten Hermelink, Christian Moritz und Jörn Peters verantwortete Restrukturierungsprogramm über 24 Monate erstrecken. Durch die Positionierung auf eine höhere Qualität, eine Bereinigung des Sortiments und den Ausbau im gehobenen Segment wolle das Unternehmen 2013 wieder die Gewinnschwelle erreichen, sagten Moritz und Hermelink dem Abendblatt. Die Geschäftsführer sind erst seit Kurzem im Amt - Görtz hatte sich in den vergangenen Monaten vom bisherigen Management getrennt.

Über konkrete Zahlen wollten die Görtz-Chefs nicht sprechen. Nach Abendblatt-Informationen erwirtschaftete Hamburgs größte Schuhhandelskette 2011 einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro und fuhr einen Verlust in niedriger zweistelliger Millionenhöhe ein. Im Jahr 2010 hatte das Unternehmen noch Rekordgewinne und -umsätze geschrieben. Doch das war vorwiegend auf den schnee- und eisreichen Winter zurückzuführen. Viele Verbraucher mussten sich deswegen mit festerem Schuhwerk eindecken.

Was danach geschah, belastete nicht nur Görtz, sondern den gesamten Schuheinzelhandel. Die Branche hat drei Modesaisons mit unberechenbarem Wetter hinter sich. Bei Regen - wie derzeit oft in Hamburg - bleiben die Sommerschuhe in den Regalen liegen. Hinzu kommt für die Branche die stärker werdende Online-Konkurrenz mit Anbietern wie etwa Zalando, die Pakete ohne Extragebühren an die Kunden liefern und diese bei Nichtgefallen wieder zurücknehmen. Auch Görtz will sein Internetgeschäft weiter ausbauen, obwohl das Unternehmen mit einem Onlineanteil von zehn Prozent laut Branchenkennern schon gut dasteht.

Veränderungen wird es bei Görtz 17 geben. Die Kette wurde extra für jugendliche Käufer gegründet, doch diese Käuferschicht favorisiert neue, kultige Marken. Jetzt soll Görtz 17 in der Qualität und im Sortiment anspruchsvoller werden und sich so auch Käufern jenseits des Teenageralters öffnen.