Samsung Galaxy Gear

Bereits mit dem Erscheinen des Galaxy Note samt Stylus vor zwei Jahren und der Galaxy Camera im letzten Jahr bewegte sich Samsung auf unbekanntem Terrain. Nun haben die Südkoreaner eine Smartwatch der neuen Generation auf den Markt gebracht, die ultimative Freiheit durch einzigartige Interaktivität verspricht. Die Rede ist von der Samsung Galaxy Gear, welche als Zusatz-Gerät zum Handy das Abrufen von Nachrichten und E-Mails oder das Annehmen von Telefonaten erleichtern soll. Ersten Testberichten zufolge hinterlässt sie einen gemischten Eindruck.

So wirkt die intelligente Uhr in der Review von theverge.com vom 01.10.2013 insgesamt robust, zuverlässig und gegenüber Kratzern resistent. Doch das recht opulente und sperrige Erscheinungsbild soll auch etwas langweilig anmuten. Laut Pocket-lint (04.10.2013) sieht das Design der Gear eindrucksvoller aus als erwartet. Insbesondere durch zwei gelungene Features sticht die Smartwatch bei theverge.com positiv hervor. Zum einen überzeugt die im Armband integrierte 1,9-Megapixel-Kamera mit BSI-Sensor und Autofokus mit Wiedergabe-getreuen Bildern. Zudem nimmt die Kamera auch Filme mit bis zu 15 Sekunden Länge auf. Allerdings habe sie mit einer verschleierten, nebelartigen Darstellung von Inhalten zu kämpfen, sobald die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist, so Pocket-lint. Zum anderen lassen sich per Spracheingabe S Voice oder per Wischgeste zum Beispiel Anrufe tätigen oder entgegennehmen, ohne das Smartphone aus der Tasche nehmen zu müssen. Dank der im Armband eingebauten Lautsprecher und dem Mikrofon funktionierte das im Test gut. Beide Gesprächspartner waren klar und deutlich zu verstehen. Die Fachleute bei teltarif.de (02.11.2013) betrachten die Telefon-Funktion nur als nettes Gimmick, denn insgesamt sei der Ton etwas zu schleppend, leise und unausgewogen. Zugegeben, in lauter Umgebung ist Geduld gefragt, dennoch sind die meisten Tester, u. a. Pocket-lint, von der exzellenten Gesprächsqualität überzeugt.

Kritisch betrachtet man das Bedienkonzept der Uhr. Zwar seien die Icons und Untermenüs relativ schnell zu navigieren, wenn man einmal weiß, wie es geht. Auf den ersten Blick soll die Benutzeroberfläche aber schwer zu durchschauen und eher unintuitiv sein. Ein weiteres Problem wird deutlich, wenn man die Kompatibilität der Gear mit einem anderen Gerät betrachtet. So benötigt man offenbar jedes Mal den Login im Samsung-Account, um beispielsweise eine neue App auf der Uhr zu installieren oder die Reihenfolge der Apps zu ändern. Zudem wünschten sich die Fachleute informativere Benachrichtigungen. Da die Uhr keine eigene Internet-Anbindung hat, erhalten Apps und andere Anwendungen ihre Informationen über das Smartphone. Allerdings ist die Anzeige von Terminen und Nachrichten offenbar recht unvollkommen. So gibt es beispielsweise keine Vorschau über Absender oder den Betreff eingegangener Nachrichten. Auch Sendebestätigungen von E-Mails gibt es nicht. Die Gear hat verschiedene Apps bereits vorinstalliert. Da der Bildschirm mit 320 x 320 Pixeln sehr gering aufgelöst ist, funktionieren nur entsprechend angepasste Apps. Leider sei die Auswahl im App-Store derzeit sehr beschränkt, zum großen Teil gibt es diese Apps aber kostenfrei. Für Verdruss sorgt zudem die mit ein bis zwei Tagen je nach Nutzungsintensität kurze Akkulaufzeit, die laut theverge.com eher der eines Telefons und nicht der Laufzeit einer Uhr entspricht. Auch kann die Galaxy Gear nur umständlich mit einem Clip-Halter geladen werden.

Nutzbar ist die Galaxy Gear mit dem Galaxy Note 3 und Note 10.1 (2014 Edition), mittlerweile aber auch mit dem Galaxy S4. In den nächsten Wochen soll die Kompatibilität zu weiteren Modellen via Update ermöglicht werden. Die Smartwatch gibt es mit verschieden farbigen Armbändern, die aufgrund der verbauten Hardware nicht wechselbar sind. Laut teltarif.de ist das Kunststoff-Material des Armbandes recht flexibel, bewirkt allerdings schnelles Schwitzen und damit eine unangenehme Reibung. Auf präzise Eingaben reagiert die Uhr offenbar recht zuverlässig dank 800-MHz-Prozessor und 512 MB RAM. Das AMOLED-Display gilt laut Pocket-lint als detailliert und hell und weist keine störenden Reflexionen auf, sodass es auch im Freien bei hellem Licht gut ablesbar ist.

Fazit: Die Samsung Galaxy Gear beeindruckt in Testberichten durch eine großartige Verarbeitung mit High-End-Feeling, durch ein hübsches Design und einen gelungenen Touchscreen. Für Nutzer ergeben sich allerdings eine Reihe von Einschränkungen, allen voran eine begrenzte Kompatibilität zu Galaxy-Devices und die bislang limitierte Anzahl von Apps. Auch beim Energiemanagement gibt es Raum für Verbesserungen. Dennoch gilt die Smartwatch in diesem Segment als gelungene Weiterentwicklung, ohne aber einen bereits ausgereiften Eindruck zu hinterlassen. Insbesondere die größtenteils für gut gehaltene Kamera und die Möglichkeit, Anrufe zu tätigen und entgegen zu nehmen sind offenbar gelungene Alleinstellungsmerkmale. Insgesamt ist die hochpreisige Galaxy Gear wohl kein absolutes Must-have, hat aber viel Potenzial nach oben, wenn man Experten glauben mag.